Tagungsbericht Hannover 2019 → Download PDF

In Kürze: 150 Landwirte und Berater, bio und konventionell, aus ganz Norddeutschland trafen sich Mitte März zu einer Mitmach-Tagung in Hannover. Neun Bio-Landwirte schilderten, wie sie den besonderen Herausforderungen des Bio-Ackerbaus in Norddeutschland begegnen und stellten sich der Diskussion in kleinen Kreisen. Praktische Anschauung gab es an neuesten Striegeln und Hacktechnik. Abnehmer, darunter die Nordzucker AG, warben um Bio-Lieferanten. Schließlich wurde mit Bio-Verbands­vertretern über Vermarktung von Bioprodukten auch bei Discountern diskutiert. Die Top- Fachmedien berichten. Eine große Lernreise für Landwirte und Berater. Einziges Manko: zu viel Inhalt, zu wenig Zeit. Als Folge wären jetzt kleinere regionale Mitmach-Tagungen und regelmäßige regionale Bio-Ackerbau-Ringe unter erfahrener Leitung wünschenswert.Und vielleicht in einem Jahr ein Auswertungstreffen, Reality Check, „was hat der 12. März 2019 wirklich gebracht?“

aufgestellt nach Regionen (Norden oben)

Herausforderungen und Erfolgsmatrix für Bio-Ackerbau in Norddeutschland

Bio-Ackerbauberater Gustav Alvermann benannte die drei größten Herausforderungen für den Bio-Ackerbau in Norddeutschland und die daraus entwickelte Erfolgsmatrix. Neun Bio-Landwirte aus ganz Norddeutschland von Schleswig-Holstein bis Thüringen und von Westfalen bis Mecklenburg präsentierten die ganze Vielfalt der Antworten auf diese Herausforderungen.

Spezialisierung der Betriebe: Das Ideal des vielseitigen Gemischtbetriebes ist in Norddeutschland kaum noch anzutreffen. Die Betriebe sind spezialisiert und oft auch regional sortiert wie in Niedersachsen, wo in Weser-Ems zu viel Vieh ist und sonst zu wenig. Wer heutzutage auf Ökolandbau umstellt, kann und will nicht mehr selbst zum Gemischtbetrieb zurück. Da auf den meisten Böden Bio nur mit Kleegras in der Fruchtfolge funktioniert, brauchen Ackerbaubetriebe eine Futter-Mist-Kooperation mit Milchvieh­betrieben, Biogas-Anlagen oder sie nutzen das Kleegras zum Düngen wertvoller Kulturen in Form von „cut and carry“ oder „Düngesilage“.

Ernährung des Getreides im Mai: Das Ideal der Ernährung des Getreides aus der natürlichen Mineralisation im Frühjahr, das in Süddeutschland in der Regel funktioniert, funktioniert in Norddeutschland nicht, weil es hier in der entscheidenden Zeit im Mai zu trocken ist. Dagegen helfen nur flüssige organische Dünger wie Gülle, flüssige Gärreste, Zuckerrüben-Vinasse oder PPL (Potato Protein Liquid) oder deren Mischungen.

Standortunterschiede in der Niederschlagsverteilung Herbst und Frühjahr: Optimal sind geringe Niederschläge im Herbst und Frost im Winter, weil dann der im Bio-Anbau knappe Stickstoff nicht verlagert wird, sondern für das Wachstum im Frühjahr erhalten bleibt. Das ist in Süddeutschland meist gegeben und in Norddeutschland fast nie. Im maritimen Nordseeklima sind sogar die Niederschläge im September höher als im Mai, von dem was im milden Winter noch an Niederschlägen kommt, ganz zu schweigen.

Region Klima-Typ und Jahresniederschlag Sept. (mm)   Mai (mm) Natürliche Tendenz = Öko-Herausforderung für Öko-Ackerbau
Emden, Cuxhaven, Husum maritim (> 700 mm) 80 > 50 Rest-N verlagert, im Mai kommt nichts sehr schwierig
Schwedt, Frankfurt/O., Cottbus kontinental-trocken (500 mm) 40 < 50 Rest-N steht im Mai zur Verfügung schwierig
Frankfurt/M, Göttingen kontinental (600 mm) 50 < 65 kaum Verlagerung, Mineralisation im Mai ok
Stuttgart, Augsburg kontinental-feucht (> 700 mm) 60 < 80 kaum Verlagerung, Mineralisation im Mai sehr günstig

Die Erfolgsmatrix Bio-Ackerbau: Alvermann unterscheidet die gegebenen Standortfaktoren Boden, Klima und Pachtpreise von den gestaltbaren Möglichkeiten der Marktfrucht-Palette und der Verbundwirtschaft.

Erfolgsmatrix für Bio-Ackerbaubetriebe nach Gustav Alvermann

  Erfolgsfaktor + O
gegebene Standortvoraussetzungen Boden Sl /Löß lS /Lehm Sand/Ton, tL
  Klima kontinental-feucht kontinental
maritim oder kontinental-trocken
  Pachtpreis €/ha 300 600 900
       
Gestaltungsmöglichkeiten Marktfrucht-Palette Hackfrüchte Blattfrüchte (Mais, Eiweiß, ÖL) Getreide
  Verbund-wirtschaft Futterbau-Verbund Veredelungsverbund spezialisierter Ackerbau

Mit dieser Einleitung Alvermanns , 5 Folien in 4 Minuten, ging es an die Schilderungen der neun Landwirte.

Produktionskonzepte und Geschäftsmodelle der neun Bio-Landwirte

Dag Frerichs musste als Betriebsleiter auf schwerer Marsch im ausgeprägt maritimen Klima erleben, dass ein intensiv genutzter Kleegras-Futterschlag für den Bodenaufbau und das Sauberhalten seiner Ackerflächen alternativlos ist. Ein- Biomilch-Nachbar ermöglicht die Verwertung des Aufwuchses und liefert die Nährstoffe äquivalent in Form von Rindergülle zurück. Diese wird dann vorzugsweise zum Ende der Wintergetreide-Bestockung ausgebracht.

Rolf Hach von der Halbinsel Eiderstedt hat seinen Ackerbau vollständig auf eine Kultur ausgerichtet. Die eigenen 180 ha Ackerfläche werden vorwiegend durch Futterbau und Feld-Gemüse innerhalb einer vielseitigen Fruchtfolge genutzt. Ein Biomilch-Nachbar und ein größerer Bio- Gemüseerzeuger in der Region betätigen sich hier maßgeblich. Im Gegenzug dazu bildet Rolf Hach quasi die „Getreideabteilung“ des Gesamtverbundes. Er baut zu 100 % glutenfreien Demeter Hafer an. Die Glutenfreiheit gelingt vergleichsweise sicher, weil weder die Anbauflächen noch die Maschinen oder das Getreidelager eine andere Getreideart sehen.

Hinrich Alvermann aus der Lüneburger Heide kommt trotz magerer Sandböden mit 20 Punkten zu dem Schluss: „Ich möchte mit keinem Bio-Ackerbauern tauschen“. Eine leistungsfähige Beregnungsanlage ermöglicht ihm, seinen Fokus auf lukrative Blattfrüchte zu richten. Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais werden mit Winterzwischenfrüchten vorbereitet, im Frühjahr vor der Bestellung organisch gedüngt dann auf den leicht handhabbaren Böden in hoher Bestellqualität angelegt. Ein Biomilch-Betrieb in der Region gibt im Gegenzug zur Aufnahme von Silomais Rindergülle ab. Überregional kommt je nach Bedarf noch Bio-HTK aus Weser-Ems hinzu. Getreide und Klee-Vermehrung machen die Fruchtfolge rund.

Johannes Lampen von der Ostseeküste in Mecklenburg verfolgt im Getreidebau ein Produktionskonzept, das an den in der Vegetationszeit eher trockenen Standort angepasst ist. Er sät Wintergerste aber auch Winterroggen mit angepasster Saatstärke früh bis etwa Mitte September. So nimmt das Getreide nennenswert Stickstoff im Herbst auf und wurzelt tief. Der „Sommerstickstoff“ aus legumer Vorfrucht oder organischer Düngung wird effektiv vor Einsetzen der Sickerwasserperiode weggefangen und im Folgejahr in Ertrag umgesetzt. Auch die Verwertung des 3. Kleegras-Schnittes nach dem Verfahren „cut and carry“ hat sich bei ihm über diesen Weg bewährt.

Bei Heinrich Graf von Bassewitz in Mecklenburg übernimmt ein gehaltvoller flüssiger Gärrest aus der betriebseigenen Biogas-Anlage die Nährstoffversorgung der Kulturen. Eigener Rinder- und Pferdemist, Kleegras-Aufwuchs und Kooperations- Bio-Schweine- und – Hühnermist bilden das Gros der Gärsubstrate. Die Nährstoffe überwintern vorrangig im Nachgärbehälter und werden dann zu den jeweiligen Kulturen möglichst effizient eingesetzt. Nicht nur die Verbundwirtschaft ist nahezu vollständig. Auch die Pflanzenbau-Palette ist umfangreich. Neben vielen Getreide-Varianten werden auf der Suche nach zunehmender Wertschöpfung auch Lupinen, Sonnenblumen und Kartoffeln kultiviert.

Moritz Reimer repräsentiert mit seinem Ackerbaubetrieb auf Lehmböden das südliche Niedersachsen. Eine große Spannbreite bei den Bodenarten, ein gemäßigtes kontinentales Klima und diverse überbetriebliche Nährstoffkreisläufe lassen ein ausgeglichenes und vielseitiges Erzeugungskonzept entstehen. Aus der umfangreichen Palette an Kulturen stechen Ölpflanzen (z.B. Hanf), die Saatgutvermehrung von z.B. Gelbsenf und der Anbau der Zuckerrübe heraus. Im Winter-Getreidebau bestehen gute Erfahrungen mit dem Einsatz von etwa 2 m³ pro ha Vinasse per Spezialtechnik durch den Lohnunternehmer.

Den trockensten Standort vertritt Ralf Marold aus dem Thüringer Becken. Der überwiegend tiefgründige Lehmboden wird nicht in jedem Winter vollständig mit Wasser aufgefüllt. Nährstoffe waschen kaum aus und es ist eine Schwarzerde entstanden. Genau wie sein Kollege von der schweren, nassen Marsch kam auch Ralf Marold nach vielen Jahren anderweitiger Versuche zu der Erkenntnis, dass sein Lehmboden den über- oder besser zweijährigen Futterbau nicht zuletzt zur Distelbereinigung braucht. Mangels ausreichender regionaler Tierhaltung nutzt Marold seine Luzerne zur Bereitung einer Düngesilage unter Zuhilfenahme zahlreicher Zuschlagstoffe wie Hühnertrockenkot oder Champost. Das entstehende Düngemittel wird je nach zeitlichem Anfall zu diversen Kulturen eingesetzt. Bei der umfangreichen Anbaupalette spielt die Saatgutvermehrung eine übergeordnete Rolle.

Etwa 200 km weiter westlich bewirtschaftet Dirk Liedmann mit seinem Team von der „Kornkammer Haus Holte“ in der Westfälischen Bucht eine ähnliche Bodengrundlage (vorwiegend Lössböden) aber unter deutlich feuchteren Bedingungen. Der Schwerpunkt des Regens fällt hier nicht so ausgeprägt im Herbst-Winter wie direkt an der Küste. Auch in der Vegetationszeit gibt es vergleichsweise verlässlich Wasser. Das führt zu einem Bewirtschaftungsregime, das die leistungsfähige Bodengrundlage und das leistungsfähige Klima konsequent mit einer angemessenen pflanzenbaulichen Intensität und Nährstoffversorgung beantwortet. Ein dezidiert gut angelegter Kleeschlag wird hier 1 x zur Verwertung in einer Biogas-Anlage geschnitten und im 2. Aufwuchs zur Saatgutvermehrung genutzt. Nach dem Hauptfruchtklee wachsen vergleichsweise sicher über 60 dt/ha Winterweizen heran. Gibt man 40 kg Stickstoff als Gärrest oder PPL (Potatoe-Protein-Liquid) hinzu, so ergibt sich trotz hohem Ertragsniveau auch noch eine marktgerechte Backqualität mit etwa 26 % Feuchtkleber. Dinkel, Kartoffeln und Ackerbohnen komplettieren die Fruchtfolge.

Der Ackerbauer Bernd Wiese aus Weser-Ems kommt vom ökonomischen Schwerpunkt gesehen aus der Tierhaltung. Für seinen EU-Bio- Legehennenstall erzeugt er wesentliche Futterkomponenten selbst. Da der Pachtpreis noch deutlich über dem in der Erfolgsmatrix als hoch eingestuften Niveau von 900,- € pro ha liegt, fällt der Schwerpunkt der Futtererzeugung auf den Körnermais. Dessen Ertragsfähigkeit liegt bio in dieser Region doppelt so hoch wie bei Getreide. Es fällt auf, dass die Sandbodenbewirtschafter bei halbwegs verlässlicher Wassergrundlage den höchsten Marktfruchtanteil in der Fruchtfolge haben. Disteln entwickeln hier nicht die Wüchsigkeit wie auf Lehmböden und gerade Mais mit der vergleichsweise späten Frühjahrsfurche ermöglicht noch einmal einen deutlichen „Cut“ der vegetativen Entwicklung. Weizen und Ackerbohnen ergänzen bei Bernd Wiese die Anbaupalette. Die Bohnen werden mit guter Sommerzwischenfrucht vorbereitet und dann pfluglos bestellt.

Die Lehren aus den Betriebsschilderungen zusammengefasst:

  • Sandböden mit Wasser (Beregnung oder feuchtes Klima) tendieren zu Sommerungen respektive lukrativen Blattfrüchten jeweils nach Winterzwischenfrucht; und das im Wechsel mit Getreide auf bis zu 100 % Marktfruchtanteil in der Fruchtfolge.
  • Sandböden mit begrenztem Wasserangebot haben einen höheren Getreideanteil. Hier bewährt sich insbesondere das frühe Wintergetreide bei überwiegender Stickstoffaufnahme im produktiven Herbst.
  • Auf Lehmböden (> 15 % Ton) ist ein überjähriges sauber geschnittenes Kleegras obligatorisch. Alle Versuche, mit Disteln technisch über eine gezielte Bodenbearbeitung fertig zu werden, sind hier wenig überzeugend.
  • Je schwerer und nasser ein Standort ist, umso ausgeprägter ist dieser Sachverhalt. Das Gegenmodell zum Sand ist dann eine 2-jährige Schnittnutzung des Kleegrases und ein Marktfruchtanteil herunter auf 60 %.
  • Sehr uneinheitlich ist die Verwertung des Futterbau-Aufwuchses. Neben eigenen Tieren geht die Palette über Kooperations-Tiere und Biogas-Anlagen bis zur direkten Verwertung als Dünger („cut-and-carry“) oder über den Weg der Bereitung von Kompost oder Düngesilage.
  • Für ein produktives Wintergetreide ist es bei mangelnder Mineralisierung im Mai (überwiegend in Norddeutschland) sehr hilfreich, wenn zum Stadium 30 (Ende Bestockung, beginnendes Schossen) flüssige organische Dünger zur Verfügung stehen (Gülle, Gärrest, PPL, Vinasse oder Mischungen daraus).

(mehr siehe https://bio2030.de für die pdfs der Einleitung, der Betriebspräsentationen und der Tagungsmappe mit der Erfolgsmatrix für jeden Betrieb)

Striegel und Hacktechnik

Den ganzen Tag über standen am Eingang ein Schlepper mit einer Treffler Hacke im Frontanbau und einem Treffler Striegel am Heck sowie ein Hacktechnik Schauwagen der Firma K.U.L.T.Landtechnik.

Jan Wittenberg, Bio-Landwirt aus Nordstemmen und Ackerbauberater der Firma Treffler Maschinen wies in seinem Kurzreferat auf den patentierten gleichbleibenden Zinkendruck der Treffler-Striegel hin, der auch das Striegeln von Unebenheiten und Dammkulturen ermöglicht (s.a. Präsentations-pdf und Tagungsmappe Seite 8).

Carsten Prüße von K.U.L.T. Kress Landtechnik präsentierte verschiedene Hacksysteme für Front-, Heck- und Zwischenachsanbau, die Sternhacke für die Unkrautregulierung in der Reihe, sowie die kameragestützte, digitale Führung im Ackerbau auch unter ungünstigen Bedingungen.

Kunden der Bio-Landwirte

Drei Firmen, die auch schon im Juni 2018 in Neumünster dabei waren, warben um Bio-Lieferanten. Zwei davon, die Marktgesellschaft der Naturlandbauern AG und die Gut Rosenkrantz Handels­gesellschaft sind gut eingeführte, reine Bio-Firmen, die vor allem Konsum- und Futtergetreide handeln bzw. verarbeiten. Ganz anders die Nordzucker AG, die schon seit einigen Jahren Bio-Zucker in kleinen Mengen verarbeitet, und in der derzeitigen Zuckerpreis-Krise , die ja auch ihre Aktionäre trifft, Bio als kleinen Hoffnungsschimmer pusht. Zwei ihrer Lieferanten, Moritz Reimer aus Hornburg im Vorharz und Hinrich Alvermann aus der Lüneburger Heide, gehören zu den neun Landwirten, die schon am Vormittag präsentiert hatten. Unter den Teilnehmern waren auch zwei Mitarbeiterinnen von Kartoffel Böhmer, die sich auch in die Diskussionen einbrachten.

Bio-Verbände: Verraten sie ihre Grundsätze bei dm, Lidl, Rewe & Co oder gestalten sie die Zukunft der Bio-Märkte?

Conrad Thimm führte in die Diskussion mit drei Folien ein. Die Sinus Milieus zeigen, dass die „sozialökologisch“-überzeugte Zielgruppe nur 7 % der Bevölkerung in Deutschland ausmacht und eine Marktausweitung für Bioprodukte auf Vielfalt setzen muss. Weiterhin zeigt sich, dass in den Nachbarländern Dänemark, Schweiz, Österreich und Schweden sowohl die Bio-Anteile am gesamten Lebensmittel-Markt wesentlich höher sind als in Deutschland (7,9 – 9,7% gegenüber 5,1% in Deutschland) als auch die Anteile, die Supermärkte am jeweiligen gesamten Bio-Umsatz haben (Dänemark und die Schweiz über 80%, Schweden und Österreich über 75% gegenüber Deutschland 60%). Schließlich zeigte sich, dass schon im Jahr 2006 über 40% des Bio-Gemüses in Deutschland über Discounter vermarktet wurde und heute sicher über 50%. Zum Vergleich: konventionelles Frisch-Gemüse wurde damals zu über 50% über Discounter abgesetzt und heute zu über 60%.

In der Diskussion wurde deutlich, dass einerseits eine Einschränkung der Absatzwege nicht zu einer wachsenden Bio-Produktion passt, und dass es andererseits wichtig ist, die Umweltwerte des Ökolandbaus und das Verbraucher-Vertrauen weiterhin authentisch zu vermitteln. Direktvermarkter und Naturkostläden müssen in ihren Sorgen ernst genommen werden. Am wichtigsten erschien aber den meisten, dass sich die Bio-Verbände nicht auseinander dividieren lassen, damit sie nicht im Markt gegeneinander ausgespielt und Erzeugerpreise gedrückt werden. Allerdings kommen die Zeiten der alten Gewissheiten nicht zurück und auch die Bio-Märkte sind nicht gefeit vor den allgemeinen Wirtschaftstrends, die als „vuka“ bezeichnet werden für volatil, unsicher, komplex und ambivalent.

Diskussion und Ausblick

Die Tagung wurde ihrem Motto „Ziel der Mitmach-Tagung ist weniger der Austausch von Argumenten als das Eröffnen neuer Horizonte1“ absolut gerecht. Manche Zeiten sollten in Zukunft noch besser eingehalten werden, damit auch große Arbeitskreise genug Zeit haben. Das Interesse ist riesig, die Zusammenhänge sehr komplex, die Erfahrungen höchst vielfältig, es fehlt nur die Zeit das alles zu beackern. Das kann in einem Tag gar nicht umfassend geklärt werden. In diesem Sinne wären Fortsetzungen der Lernreise in kleinerem Rahmen auf regionaler Ebene wünschenswert und am besten regelmäßige, regionale Bio-Ackerbau-Ringe unter erfahrener Leitung. Und vielleicht in einem Jahr ein Auswertungstreffen, Reality Check, was hat der 12. März 2019 wirklich gebracht? Erste Reaktionen zeigen, dass die Tagung auf fruchtbaren Bodengefallen ist und genug Regen zum Auflaufen und zur Mineralisierung bekommen hat. Darüber freuen wir uns besonders.

Allen Mitmachern und Mitmacherinnen ganz herzlichen Dank fürs Mitmachen
Conrad Thimm, Gustav Alvermann

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1 Frei nach David Bohm

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