Bio-Ackerbau in Norddeutschland: „Was tun ohne warmen Regen im Mai?“
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Mangelnde Mineralisierung in der Vegetationszeit aufgrund von Trockenheit in der Krume läßt Stickstoff schneller ins Minimum geraten als Wasser. Die Praxis hat zur Anpassung individuelle Standortlösungen entwickelt.
Christian Eiblmaier
Die Öko-Agrargesellschaft Wesenberg mbH betreibt ein Tandem mit Geflügel und Körnermais. Christian Eiblmaier beschreibt, wie der Mais durch die späte Saat hervorragend im Frühjahr mit festen organischen Düngern versorgt wird. Die lange Vegetationsperiode erlaubt eine Ausnutzung wie durch eine klassische Hackfrucht. Der hohe Phosphatgehalt des Geflügelmistes unterstützt zudem den Mais in der Jugendentwicklung. Als C4-Pflanze kommt Mais mit hohen Temperaturen gut zurecht. Sein Hauptwasserbedarf ist im Hochsommer, in dem meistens halbwegs ergiebige Niederschläge fallen (der Juli ist in Ostdeutschland im Schnitt der Jahre der feuchteste Monat). Körnermais ist eine sehr gute Futterkomponente in der Geflügelfütterung. Um die geringe Feuchtigkeit optimal zu nutzen, wird auf dem leichten Boden nur so viel gepflügt, wie auch am selben Tag gedrillt werden kann. Je 100 ha wird eine 6- Meterhacke im Frontanbau gebraucht.
Jens Petermann
„Verfahrensschritte zu mehr Nachhaltigkeit“ Die Verbundwirtschaft aus Ackerbau und Tierhaltung (insbesondere Wiederkäuer) ist eine wesentliche Grundlage. 25 % Hauptfruchtkleegras und Untersaaten und Zwischenfrüchte als Ergänzung der Marktfrüchte ergeben eine Dauer-Bedeckung und -Durchwurzelung des Bodens. Zusätzlicher Fokus auf die Wasserspeicherung in der Kulturlandschaft.
Dr. Wilhelm Schäkel
„Wurzeltiefe durch vertikale Bodenbearbeitung“ Alle Kulturarten in der Fruchtfolge und auch die Ausführung der Bodenbearbeitung sind auf Wurzeltiefe ausgelegt. Die Luzerne-Etablierung in Untersaat ebnet den Weg in die Tiefe. Eine periodisch vertikale Bodenlockerung unterstützt den Effekt.
Hubertus von Rundstedt
„Im Kreislauf Schweine mästen“ Roggen in der Schweinemast-Ration zu 15 % (Vormast) bis 30 % (Mittel- Endmast). Er hat sogar gesundheitsfördernde Wirkungen. Der Roggen ist bei Früh-Saat bis Mitte September und durch den frühzeitigen Einsatz des Schweinemistes auf die Stoppel der Vorfrucht die ertragssicherste Druschkultur bei Trockenheit.
Peter Stuckert
„Körnerleguminosen in trockenen Jahren“ Körnerleguminosen reagieren gerade bei Trockenheit positiv auf eine hohe Ackerkultur. Bausteine sind eine dezidiert bodenschonende Bearbeitung und eine vielfältige Durchwurzelung (Untersaaten und Zwischenfrüchte). Erbsen bei Saat im März und Weiße Lupinen haben sich unter entsprechenden Bedingungen bewährt.
Jörg Juister
„Futterleguminosen im Marktfruchtbetrieb“ Bio-Marktfruchtbetriebe brauchen Futterleguminosen in der Fruchtfolge (mit oder ohne eigene Tierhaltung). Abwechselnd Luzerne und Rotklee im 5 bis 6-jährigen Abstand. Gute Erfahrung mit der Ansaat von Luzerne in früh gesätem Drusch-Winterroggen.
Dirk Liedmann
„Stickstoff-intensive Bewirtschaftung“ Tiefgründiger Löß mit guter Wasserversorgung. Wintergetreide ist im Wechsel mit Rotklee, Kartoffeln und 1 x Sommergetreide prägend. Akribische Stickstoff-Versorgung durch Vorfrucht, Hackpflege, flüssigen Gärrest aus der Rotklee-Nutzung und optionalem Einsatz von PPL.
Moritz Reimer
„Zucker, Eiweiß, Öl und Saatgutvermehrung“ Breit aufgestellter Ackerbaubetrieb nördlicher Vorharz. 1/6 Kleegras, Marktfrüchte: Getreide (Weizen, Dinkel, W-Gerste, Hafer), Körnerleguminosen im Gemenge, Sommer-Blattfrüchte (Körnermais und Zuckerrüben), Ölfrüchte (Raps, Senf, Hanf), Grassamen. Konservierende Bodenbearbeitung, verschiedene organischer Dünger.
Dr. Rolf Marold
„Einsatz von Düngesilage auf Schwarzerdestandort“ Saatgut-Vermehrung und diverse Ölfrüchte als prägende Standbeine. Herstellung einer „Düngesilage aus sehr verschiedenen Rohstoffen (u.a. Hühnermist, Champost, Schafsmist, Klee-Schnitt). Einsatz u.a. zur Zwischenfrucht.
Johannes Lampen
„Wintergetreidefrühsaat mit hohem Ertragspotential“ Einsatz von frühem Wintergetreide nach Kartoffeln und Körnerleguminosen (Herbststickstoff liegt dann verfügbar vor). Saat von Winter-Roggen, – Gerste und – Triticale bis Mitte September. Gute Erfahrung mit Sommereinsatz und Vor-Rotte von festen organischen Düngern (z.B. Rindermist) zur folgenden Früh-Saat.
Dr. Heinrich Graf von Bassewitz
„Biogas-Anlage im Zentrum aller Nährstoffströme“ Maximale Vielseitigkeit der Fruchtfolge (Futterbau, Sommerung / Winterung, Halmfrucht / Blattfrucht). Komplette Verzahnung mit verschiedenster Tierhaltung (eigene Rinder, Pferde und Schafe, Kooperations-Hühner und – Schweine). Zusammenführen aller organischen Dünger in einer Biogas-Anlage.
Bernd Wiese
„Vierstellige Pacht fordert Intensität“ Bio-Legehennen und Körnermais-Anbau als Geschäftsgrundlage in einer teuren Veredelungsregion. Zwischenfrüchte über Winter, Ackerbohnen und Wintergetreide zum Auffüllen der Fruchtfolge. Volle pflanzenbauliche Konzentration auf den Mais.
Hinrich Alvermann
„Mit Beregnung zum vielseitigen Marktfruchtstandort“ „Futterbau“ auf 20er Sand in Form von Grassamen- und Klee-Vermehrung. Winterzwischenfrüchte und organische Düngemittel aus Kooperationen und Zukauf. Fokussierung auf Sommer-Blattfrüchte (Kartoffeln, Mais, Zuckerrüben).
Rolf Hach
„Bio-Getreidebau als shop-in-shop Lösung“ Maximal Spezialisierung auf ein Produkt (glutenfreier Hafer). Integration des Getreidebaues in einen größeren Verbund aus Futterbau (fürs Milchvieh oder Biogas) und Gemüse. Hohe Schlagkraft für die wenigen Spitzenzeiten.
Dag Frerichs
„Zurück zum ganzen Landwirt“ Diverse Standorte im deutsch-dänischen Grenzgebiet (900 mm Regen, vorwiegend außerhalb der Vegetationszeit). Futter-Mist-Kooperationen mit Milchvieh- (kleegras) und Legehennen-Betrieben (Futtergetreide und Körnerleguminosen). Erst die Verzahnung mit der Tierhaltung brachte Stabilität in den Ackerbau.
Dag Brodersen
„Schach dem Unkraut“ Marktfrucht-Veredelung (Mastschweine) in Nordfriesland direkt hinterm Deich. Ackerbaumodell „bio-modern“ auf handhabbarem Marschboden mit konsequentem Einsatz der Hackmaschine. Intensiver Bio-Getreidebau mit hohen Erträgen und sauberen Kulturen.
Henning Gehs
„Sauberes Getreide ohne Hacke und Striegel“ Zäher, wechselhafter Geschiebemergel in trocken-maritimer Klimalage. Ackerbaumodell „bio-classic“ mit hohem Kleegras-Anteil inklusive Verwertung über Milchkühe. Kleegras und hohe Bestellqualität der Marktfrüchte erübrigen „technische Hilfe“ in der Beikrautregulierung durch Hacke und Striegel.
Dr. Karoline Arnold
„Mehr Stickstoff in die Schoßphase“ Ackerbaustandort auf sehr unterschiedlicher Bodengrundlage im Vorharz. „Turbo-Loch“ bei der Stickstoffversorgung ab EC 30 beim Wintergetreide. Gezielter Einsatz von Kali-Vinasse per Spezialtechnik des Lohnunternehmers.
Axel Altenweger
„Düngungskonzepte“ Zwei deutlich unterschiedliche Standorte im Betrieb: Mähdruschfruchtfolge in den Hanglagen, Hackfrüchte in der Ebene. Einsatz-Erfahrung mit einer ganzen Palette an organischen Düngern. Versuche mit Nährstofftransfer als „cut and carry“ von der Druschfruchtfolge in die Hackfrucht-Ebene.
Hans Richter- Harder
„Kleegrasnutzung und Gärrestrücklieferung“ Wechselhafter Boden im maritimen Klima. In der Bewirtschaftung Übergang zu mehrjährigem Kleegras mit Nutzung in einer Biogas-Anlage inklusive der Rücklieferung flüssiger Gärreste. Ergebnis: Sauberes Getreide („keine Disteln mehr“) und solide Getreideerträge.